Neutouren im Karwendel – Spitzhüttenkopf – Breitgrießkar

5. September 2018
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Schwierigkeit: 7 bis 9+
Seillängen / Routen: 3 Routen
5. 11. 2007: Noch rechtzeitig vor dem erneuten Wintereinbruch konnten Dieter Stöhr und die Brüder Hansjörg und Reini Scherer ihre Vorhaben im Karwendel abschließen. Gegenüber der, im Vorjahr eröffneten Route „Blassengrat SO Pfeiler“ befindet sich ein enormer Felsriegel von allerbester Felsqualität, der an Wettersteinkalk erinnert und noch viele Möglichkeiten offen hält. Das Ambiente ist sagenhaft. Am Nachmittag und gegen Abend verwandelt sich die Wand in einer feuerrote Mauer und lässt einen Ausblick bis weit hinaus in den Wetterstein zu. Erst kurz bevor es dunkel wird, verschwindet die Sonne aus der Wand.
Leider gibt es diesmal nicht viele Kletterfotos, weil die Kamera der Schwerkraft zum Opfer fiel.
Die Routen im Detail:
„Bruderherz“: 7-/7, 7-, 6+, 6 zu je 35m, 35m, 35m, 25m. Erstbegangen von unten durch Hansjörg und Reini Scherer nach solo Vorarbeiten von Reini im August 2007. Mit einem Doppelseil kann luftig über die letzten beiden Seillängen abgeseilt werden. Mit Einfachseil sollte der erste Abseiler immer ein paar Schlingen einhängen. Charakter: homogene und vielseitige Route im besten Fels mit wunderschönem Ausblick am Top.
„Der rote Baron“: 7+, 7,  9/9+, 8+, 7- zu je 35m, 35m, 30m, 25m, 15m. Solo – im Vorstieg gesichert – von Reini Scherer erstbegangen. 3 Tage im Oktober 2007. Technisch sehr anspruchsvolle Riss- und Verschneidungskletterei. Schlüssellänge ist ein kleines Rissystem, welches seitlich aus einem luftigen, sehr fotogenen Überhang herauszieht.
„Der Götterquergang“, 8-, 8/8+, 8-, 9- zu je 50m, 35m, 20m, 35m Klettermeter. Von unten erstbegangen durch Dieter Stöhr und Reini Scherer Ende Mai und Anfang November. In der überhängenden Verschneidung in der 3 Sl ist eine Passage fast immer nass, hat aber große Griffe und trocknet am Nachmittag meist auf. Die letzte Seillänge hängt auf den letzten 20 m ca 7 m über, sodass das Abseilen beherrscht werden sollte. Wer es nur mit Schwingen probiert, muss im Notfall – wie Reini – alles wieder aufprusiken. Besser, wenn der erste Abseiler alle Schlingen einhängt und der zweite Abseiler alles wieder aushängt. Die Route ist an Ausgesetztheit und Fotogenität wohl kaum zu übertreffen. Auch die hervorragende Felsqualität ist im Karwendel selten anzutreffen.
Generelle Hinweise: die Routen sollten prinzipiell eher in trockenen Perioden geklettert werden und eher am Nachmittag, wenn die Sonne die paar nassen Stellen bereits aufgetrocknet hat. Die Routen wurden waterproofed geklettert. Wo die paar nassen Stellen sind, gibt es immer große Griffe.
Zustieg: Vom Parkplatz in Scharnitz mit dem Fahrrad 30 min ins Hinterautal, an Wildfütterung vorbei bis zu einer kleinen Brücke gegenüber eines hohen Wasserfalls. Dort links, und zwar links vom Bach zuerst 20 min durch Waldrücken auf Jägersteig hoch und dann über den Bach nach rechts und wieder 20 min bis ins Bachbeet mit Wasserfall. Von dort nicht wie zum Blassengrat links zur Schotterrinne, sondern rechts über kleine, steile Rinne und ausgekackten Latschen – Steig 20 min zur Wand empor.